Schottischer Tausendsassa

MAINgolf-Professional des Jahres: Colin McDonaldMAINgolf-Professional des Jahres: Colin McDonald vom Golfclub Gut Sansenhof war Tennisprofi und hat Pharmazie studiert, aber im Golfunterricht seine Berufung gefunden.

Wäre es nach seinem Großvatergegangen, dann stünde Colin McDonald heute nicht auf der Driving-Range des Golfclub Gut Sansenhof, sondern hinter dem Tresen einer Apotheke. Um ein Haar wäre es soweit gekommen. „In meiner Familie gab es über Generationen immer Apotheker, also habe ich meinem Opa zur Liebe in Aberdeen Pharmazie studiert“, erzählt McDonald. Aber die Familie aus der Nähe von Glasgow legte ihm auch eine Reihe anderer Talente in die Wiege. Von seinem Vater, einem Design- Ingenieur, lernte Colin McDonald so gut Tennis zu spielen, dass er als Jugendlicher in Schottlands Nationalkader berufen wurde. Fürs Golfen konnte der Vater seinen Sohn zwar auch erwärmen, aber seltener. „Cayaking und Bergsteigen fand ich immer spannender, wenn ich gerademal kein Tennis gespielt habe“, sagt McDonald.

Vor der Apotheke floh Colin McDonald also erst einmal nicht auf den Golfplatz, sondern auf den Tenniscourt. „Ich hatte mich damals eine Weile als professioneller Tennisspieler versucht und auch meinen Trainerschein gemacht“, erinnert er sich. 1979 sei er dann nach Sinsheim gekommen, um dort eine Tennisakademie mit vier Trainern zu leiten. „In Deutschland gab es anders als in Schottland in fast jedem Dorf eine Tennishalle, so dass ich hier als Tennislehrer besser aufgehoben war.“ Vom Tennis- zum Golflehrer war es kein großer Schritt mehr. Zumal Colin McDonald die Ausbildung zum PGA-Assistant bereits in Schottland gemacht hatte und schon als Tennislehrer regelmäßig Golfreisen in seine Heimat organisierte. „Ich habe dann im Fernstudium auch noch Golfplatz-Architekturstudiert und mich auf den Bau von übungseinrichtungen spezialisiert“, sagt McDonald. In Sinsheim bekam er das Angebot, einen Golfplatz aufzubauen und den Club als Manager zu führen. Er nahm an. Später zog er weiter, unterrichtete als Golflehrer einige Jahre in Glashofem, im Allgäu, in Freudenstadt und von 1996 bis 1999 schon einmal in Gut Sansenhof, machte dann Station in Quinta da Ria und Castro Marim in Portugal, wo er mal als Headpro, mal als Golfdirektor mit 60 Angestellten arbeitete. „Ich hatte es aber irgendwann satt, hinter meinem Schreibtisch zu hocken.“

Er kehrte nach Deutschland zurück, zunächst nach Freudenstadt. Seit 2017 ist Colin McDonald wieder zurück als Golflehrer im Golfclub Gut Sansenhof. „Für mich war das wie eine Rückkehr nach Hause, ich habe mich gewundert, wie viele Mitglieder ich noch von früher kannte“, sagt er. Als Golflehrer sei ihm wichtig, dass seine Schülerinnen und Schüler Spaß hätten. „Wenn ich ihnen etwas erkläre, das dann funktioniert, ist das für mich immer wieder erhebend“, schwärmt McDonald. Nicht das Golfspiel an sich, sondern diese Momente seien es, weshalb er froh sei, Golfehrer zu sein und nicht in einer Apotheke zu stehen.

Die Geduld, die ein guter Lehrer benötigt, habe er von seiner Mutter, einer Grundschuldirektorin. „Mein Vater war zwar ein super Golfer, wurde aber schnell wütend, wenn ich etwas nicht auf Anhieb verstanden habe.“ Sein Ballgefühl habe er ihm glücklicherweise vererbt, nicht aber seine Ungeduld und seinen schottischen Geiz. „Wir wollten in Pebble Beach zusammen eine Runde Golf spielen, das Greenfee betrug damals 350 Dollar, für meinen Vater undenkbar“, erzählt McDonald. Der Sohn spielte, der Vater wartete im Auto.


Von Arne Bensiek (Text und Fotos)

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Gut Sansenhof
63916 Amorbach-Sansenhof